Die Liebe schützen ist heute notwendiger denn je. Verschiedene Gefahren bedrohen sie und ein Ausweichen in eine sichere Wartburg ist nicht jedem vergönnt. Hier möchten wir unsere Erfahrungen mit Geschichte und Geschichten unserer Reise in die neuen Bundesländer teilen und kommen zu einem überraschenden Ergebnis.
Und plötzlich lockt der Osten
Die Idee nach Ostdeutschland zu fahren kam unerwartet. Wenn wir sonst unterwegs sind, dann meist nach Westen oder Süden. Aber diesmal kam es für uns Frankreichliebhaber ganz anders. Wahrscheinlich war eine Verwechslung schuld. Wir hörten in einer Radiosendung von einer romantischen Straße, die irgendwo im Osten liege. Aber die geht doch durch Rothenburg ob der Tauber? Also nachgeschaut und siehe da, aus der Romantischen wurde die Straße der Romanik. Und wenn meine Frau „Romanik“ hört, gibt’s kein Halten. Nachdem sie fast alle romanischen Kirchen in Frankreich besucht hat, zog es sie nun voller Neugier nach Ostdeutschland.
Straße der Romanik
„Die Straße der Romanik verläuft in Form einer Acht, wobei sich im Zentrum die Landeshauptstadt Magdeburg befindet. Sie verbindet die Dome, Burgen, Klöster und Kirchen, die in der Zeit vom 10. bis Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden sind und somit ein Zeichen der Christianisierung darstellen. Die Gesamtlänge der Strecke beträgt rund 1200 Kilometer. An ihr liegen 80 romanische Objekte in 65 Orten.“(Wikipedia)
Die Straße der Romanik bildet eine eindrucksvolle Kette entlang romanischer Schätze in Sachsen-Anhalt. Wir entscheiden uns mit der südlichen Route zu beginnen und wählen als ersten Höhepunkt der Romanik den Dom zu Naumburg (Saale).
Da dieser Teil Deutschlands Neuland für uns ist, machen wir uns kurzentschlossen auf die Reise. Natürlich mit unserem alten Caravan. Für uns ist es die beste Art und Weise zu reisen. Gemütlich, unkompliziert und beschaulich, mit Zwischenstops für Hund und Mensch. Der Weg führt uns zu Beginn über Eisenach und zur Wartburg. Die wollten wir schon immer mal sehen. Ist sie doch in Deutschland berühmt als Symbol für Schutz und Rettung vor Gefahren.
Wald, Bäume und ein Felsvorsprung
Wir nähern uns Eisenach von Süden her. Ein bisschen umständlich wegen den vielen engen und kurvigen Straßen, aber immer mitten durch den Wald – den Thüringer Wald halt. Ohne das riesige Waldgebiet um die Wartburg herum wäre ihre Lage nur halb so beeindruckend.
Eisenach
Wir stimmen uns nach einer Nacht in einem historischen Campingplatz der DDR für verdiente Kader auf Neuland ein. Der Platz liegt an einem verlassenen See mit einer besonders melancholischen Herbststimmung, dafür aber schön nah bei Eisenach. Unser Weg führt uns am nächsten Morgen durch die Drachenschlucht, entlang an einem engen, dunklen Bachlauf und hinab in die Stadt. Wir wissen oben liegt die Burg, von unten nicht zu sehen, ideal um damals alle Zugänge zu kontrollieren.
Die Innenstadt sieht neben vielen Baulücken mit angepassten Neubauten und viel alter Vorkriegs-Bausubstanz nicht sehr einladend aus. Teile im Zentrum sind genormt wie im Westen, mit den bekannten Verkaufsketten in einer Fussgängerzone. Schweren Herzens lassen wir das Bachhaus und das Museum links liegen und begeben uns auf einem schmalen Pfad hinauf zur Burg.
Wir verzichten auf das traditionelle Hilfsmittel auf einem Esel die Wartburg zu erklimmen und vertrauen doch eher auf Schusters Rappen.
Die Wartburg
Nach dem bewaldeten Aufstieg thront die Wartburg, weiß und gut sichtbar über uns, auf einer lang gezogenen Landzunge, nach drei Seiten uneinnehmbar. Nur über eine Zugbrücke erreichbar. Kein Wunder dass Luther sich hier sicher fühlen konnte.
Die Wartburg wurde um 1067 von Ludwig dem Springer gegründet und gehört seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Sie ist eine wuchtige Trutzburg. Und wie ihr Name schon andeutet, bedeutet „Warte“ so was wie Wach-, Wächterburg. Heute zeigt sie sich eher wie ein befestigter Weiler (mit Restaurants, Hotel, im 19. Jahrhundert umgestaltet). Und man ahnt, dass sie nicht nur heute ein Touristenmagnet ist, sondern die Burg wurde auch in DDR Zeiten erhalten und mit Stolz gehegt und gepflegt.
Das mächtige Eingangstor aus alter Eiche ist ein Sinnbild deutscher Geschichte. Perfekte Lage, sicher für die Ewigkeit gebaut, unüberwindbar für Feinde.
Luther und sein Werk
Schon früher trieben sich hier oben allerlei Leute herum. Na klar Luther, aber auch die heilige Elisabeth, Goethe und später Wagner. Da hat er sein Tannhäuser Motiv gefunden. Aber vor allem ist es Luther, der hier Einzigartiges geschaffen hat.
Nach seiner Flucht vom Reichstag zu Worms rettete ihn Kurfürst Friedrich der Weise und ließ ihn auf die Wartburg bringen. Dort übersetzte er in nur elf Wochen das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche. Er hatte ja Zeit, viel Zeit und er nutzte sie. Er verbrachte fast ein Jahr auf der Wartburg.
In einer kargen und kalten Stube eingeschlossen, aber geschützt. Als Vogelfreier mußte er sich vor den Verfolgungen des Kaisers und Roms schützen. Die Wartburg war für ihn im Jahre 1521/22 ein Ort des Überlebens, der Sicherheit, der Ruhe, der Konzentration.
Was Luther in dieser Zeit schuf, war einfach umwerfend. Er hat mit seinem Werk die damalige Welt aus den Angeln gehoben.
So beginnt unsere Reise in den Osten, mit dem Symbol der Stärke deutscher Geschichte und ihren Mythen. Beste Einstimmung auf den Weg zu weiteren Höhepunkten auf der Straße der Romanik. Beim Abstieg lockt uns mitten im Wald eine Würstchenbude: eine heisse Thüringer Rostbratwurst – köstlich.
Des Lebens beste Gefährtin ist eine Frau
Nach unserem Besuch der Wartburg beeindruckt uns besonders Luther, sein Wirken und besonders die Beziehung zu seiner Frau Katharina. Vielleicht war es keine Liebesheirat, aber wer weiß was aus ihm geworden wäre, wenn er alleine geblieben wäre.
Er heiratete Katharina von Bora 1525, drei Jahre nach seinem Aufenthalt auf der Wartburg in Wittenberg und hatte sechs Kinder mit ihr. Erstaunlich wie sie in all den Jahren ihren gemeinsamen Weg gingen, und die Liebe schützen konnten, gegen zahlreiche Anfechtungen.
Denn heiraten unter solchen Bedingungen war damals nicht erlaubt. Alle warnten sie, ob das gut gehen konnte. Und ja, es ging. Luther und seine Katharina bewiesen, dass die Liebe schützen wichtig ist. Immer und gerade in schwierigen Zeiten. Heiraten als Priester und Nonne war damals wie heute undenkbar. Richtige Revoluzzer waren sie, so eine Art 68er, na ja.
Artenschutz für Ehepaare
Jeder von uns kennt die Gefahren, denen wir tagtäglich ausgesetzt sind: Zeitdruck, Überforderung, Konkurrenz, Zwietracht. Das sind die Beziehungsfeinde von heute, die es darauf absehen, Paare unter Druck zu setzen.
Gerade deshalb sollten Paare die Liebe schützen. Stehen sie schon auf der Roten Liste bedrohter Arten?
Wie war das noch: mehr als ein Drittel der Paare (40%) ließ sich 2016 scheiden, und das sind nur die Trennungen der verheirateten Paare. Paarleben scheint bedroht, gefährdet in jedem Fall.
Wo können wir heute einen sicheren Ort schaffen, einen der die Liebe schützen kann?
Wie wäre es zum Beispiel, wenn unser Zuhause sowas wie eine kleine Trutzburg wäre. Könnte sie uns nicht genügend vor inneren und äußeren Bedrohungen schützen? Und zwar jeden Einzelnen aber besonders unser Leben als Paar?
Wir denken, ja. Wenn nicht dort, wo dann?
Die Liebe schützen, jeden Tag
Mit dem Errichten einer starken Mauer oder gleich einer festen Burg können wir einen wirksamen Schutz bauen. Wir brauchen so was wie eine eigene Wartburg, die uns schützen kann vor all dem Destruktiven, Negativen und Lieblosen. Übrigens, das wußten auch schon unsere Vorfahren aus der Steinzeit.
Und wozu das Ganze? Um das Wichtigste zu schützen, was Menschen verbindet:
Vertrauen.
Diesen Ort, diesen Raum gilt es zu bauen und zu verteidigen.
Die Liebe schützen, jeden Tag aufs Neue.