Heute schreibe ich einen Blog über die Sehnsucht nach dem Perfekten, nämlich darüber, alles richtig machen zu wollen. Ich will perfekt sein und damit unangreifbar sein. Damit mich niemand kritisiert, damit mich alle bewundern und lieben müssen. Ich glaube die meisten von uns sehnen sich (ab und zu) genau danach.
Aber das hat seinen Preis: Man wird nie fertig, man ist nie zufrieden und man kommt nicht vom Fleck.
Tja, diese Gedanken kamen mir bei unserem ersten Blogartikel. Da muss doch alles stimmen und alles perfekt sein. Und das war Stress pur.
Kann man das überhaupt schaffen? Und wenn ja, wozu wäre das gut?
Damit wir uns erhaben und überlegen fühlen können?
Die Sehnsucht nach dem Perfekten macht uns unerträglich
Erhaben und überlegen sein, macht vielleicht Sinn für Solisten, aber für Menschen, die in einem Orchester spielen wollen oder glücklich mit einem Partner leben möchten, ist das ein Holzweg.
Und unerträglich für den Partner – entweder er muß nachlegen und den Kampf mit mir aufnehmen, oder er streicht die Segel.
Mal ehrlich, was liebst du an deinem Partner oder deiner Partnerin am meisten?
Nur die schönen Seiten? Oder sind es nicht vielmehr die Schwächen und Verrücktheiten, die ihn oder sie anziehend machen.
Wozu brauche ich überhaupt einen Partner, wenn er mir nicht die Freiheit gibt, mich so zu zeigen, wie ich bin: manchmal müde, klein und hilfsbedürftig.
Was hilft ist sich zeigen, wie man ist
Paarleben erfordert Mut, denn auf Dauer kommt alles raus.
Was hilft, ist zu seinen Schwächen und Spinnereien stehen. Mit dem Risiko, abgelehnt zu werden, oder einen Volltreffer zu landen.
So haben wir vor 27 Jahren bei unserer ersten gemeinsamen Reise angefangen.
Andalusien, Spätherbst an der Costa Tropical, blaue Stunde in Almunecar, Tapas in der Straßenbar. Dort haben wir es gewagt. Der andere durfte hinter die Fassade schauen.
Wir haben uns getraut zu erzählen, wie es uns wirklich geht, was wir brauchen und nach was wir uns sehnen.
Die Sehnsucht nach dem Perfekten erfordert teure Hochzeiten
Paare wollen von Anfang an alles gut und richtig machen. Schon vor der Hochzeit, wenn die Vorbereitungen laufen, und die Ringe gekauft werden.
Forscher von der Emory Universität in Atlanta untersuchten den Zusammenhang zwischen den Kosten einer Hochzeit und der anschließenden Dauer der Ehe: je teurer die Hochzeit(sringe), desto höher die Scheidungswahrscheinlichkeit. Es hilft also wenig, von Anfang an alles perfekt und richtig machen zu wollen.
Perfektion bedeutet, etwas ist abgeschlossen, vorbei eben, man braucht nichts mehr zu ändern.
Wie wäre es mit einem bescheidenen Anfang? Das hat den Charme, dass sich vieles noch entwickelt, und die Beziehung immer intensiver und schöner wird.
Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden.