Was soll daran schwierig sein? Jeder kann doch reden und zuhören. Wir reden den ganzen Tag, pausenlos, auch die Medien, alle reden, viel zu viel – und keiner hört richtig zu.
Besonders uns Frauen wird nachgesagt, wir reden zu viel, zu schnell und immer über dieselben Themen.
Mario Barth füllt riesige Hallen mit allen Klischees über plappernde Frauen und geplagte Männer. Im Publikum sitzen dann schenkelklopfende, lachende Paare.
Wie ist das mit den Männern?
Sie hören einfach nicht zu, die Ohren vielleicht, aber nicht der Kopf. Dass Tante Ursula morgen zu Besuch kommt, hört er bestimmt nicht, von vollen Mülleimern ganz zu schweigen.
Im Durchschnitt reden Paare zwischen zehn und hundert Minuten am Tag miteinander und klären die nötigsten Verwaltungsaufgaben. Männer mögen es meist kurz und knackig.
In der Beratung von Paaren schweigen die Männer, die Frauen reden und klagen darüber, dass die Männer schweigen, wenn die Frauen reden wollen.
Hängt das irgendwie zusammen? Ist das von Anfang an so, nur keiner hat es bemerkt? Oder ist es ein schleichender Prozess. Ganz langsam verstummen die Männer, je mehr die Frauen versuchen mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Anscheinend gibt das arme, geplagte, unterlegene Geschlecht still und heimlich auf, sich mit uns auseinander zu setzen und ein offenes Gespräch mit uns zu führen.
Sie besinnen sich auf eine uralte Männer Taktik: sie schweigen und entdecken – Schweigen verleiht Macht.
Nach dem Prinzip Angriff und Verteidigung. Viel Reden erleben Männer wie den Angriff eines überlegenen Gegners. Ohne Aussicht auf einen gewitzten Gegenschlag hilft den Männern nur Stellung halten, koste es was es wolle, Stellungskrieg sozusagen. Kann jahrelang betrieben werden, ohne Zugewinn an Boden, ohne Chance auf einen Sieg. Viel Verschleiß und immer weniger Hoffnung auf einen guten Ausgang.
Erst zuhören, dann reden
Der einzige Zauber der dagegen hilft, heißt: zuhören. Da wir Frauen die Kommunikation-Gurus sind, müssen wir damit anfangen zuzuhören. Woher sollten die Männer das lernen, wenn nicht von uns?
Das Zuhören, das ich meine, ist ein aktiver und kein passiver Vorgang: Frau blättert und scrollt nicht, wenn er etwas erzählt, selbst wenn ich glaube, sowieso schon zu wissen, was er sagen will.
Hilfreich ist es, ihn anzuschauen wenn er spricht. Das tut allen Männern gut, sie wollen doch von uns bewundert werden. Und komischerweise spürt der Mann sofort, wenn er ernst genommen wird, und ich mich für ihn und seine Themen interessiere. Bei wiederholter Erfahrung, dass die Frau sich wirklich für das neue Auto und den besten Fußballspieler interessiert, traut sich manch braver Mann häufiger aus der Deckung.
Zuhören ist der schnellste, einfachste und direkteste Weg zum Gegenüber, zu meinem Mann.
Damit es gut weitergeht …
Für Paare, die das Reden und Zuhören verbessern möchten, gibt es eine Spielregel: abwechselnd zu reden und zuhören.
Er spricht, sie hört zu – anschauen.
Sie spricht, er hört zu – anschauen.
Anschauen, immer wieder anschauen, auf den Blickkontakt kommt es an.