Ein junges Paar hat einen handfesten Streit. Wutentbrannt schreit sie ihn an: „Du bist schrecklich eifersüchtig, wie immer!“ Er: „Welcher ‚Immer‘?“ Und wieder hat sich der Herr Immer eingeschlichen.
Hast du auch einen Untermieter mit dem Namen Herr Immer in deiner Beziehung? Einen, der sich eigentlich nie richtig zeigt, der eher scheu ist, abwartend auf den richtigen Augenblick und dann ganz plötzlich auftritt.
Die Auftritte des Herrn Immer
Du kommst immer zu spät.
Du fährst immer zu schnell.
Du mußt immer Recht haben.
Immer haust du ab, wenns brenzlich wird.
Immer muß ich alles alleine machen.
Ich wußte schon immer, dass …
Wir haben lange gebraucht, bis wir unseren Untermieter, Herrn Immer, entdeckt haben. Er hat sich viele Jahre ganz geschickt getarnt und bei uns eingenistet, war einfach da, bis wir ihn entdeckt und entlarvt haben.
Zugegeben, wir Frauen gebrauchen ihn mehr, sind eng mit ihm verbunden, und nutzen seine Fähigkeiten reichlich aus. Da Männer glücklicherweise ein viel schlechteres Gedächtnis haben als wir, und sprachlich eh nicht so fix sind, bringt Herr Immer den Männern viel weniger als uns.
Die Qualitäten des Herrn Immer
Herr Immer wird gebraucht, wenn uns die fairen und sachlichen Argumente auszugehen drohen. Die Anklage wird gewichtiger, wenn ich sie vom Einzelfall auf das allgemein unerwünschte Verhalten ausdehnen kann. Und mein Gegenüber hat viel schlechtere Karten im Kampf gegen Herrn Immer. Denn es ist viel schwieriger Herrn Immer zu widerlegen, als einen konkreten Einzelfall.
Seit dem ich Herrn Immer besser im Auge behalte, ruft er weniger Abwehr bei meinem Mann hervor. Das ist ein Fortschritt. Da kann ich drauf bauen.
Und wenns dann doch mal passiert, dass Herr Immer sich einmischt? Kein Problem: dann wird er enttarnt und bei seinem Namen angesprochen.
Ach Herr Immer, sie schon wieder. Das passt uns jetzt gar nicht, ein anderes Mal vielleicht wieder.
Die kleine Schwester von Herrn Immer: Madame Nie
Die kommt „immer“ dann zum Einsatz, wenn wir mit unseren Rechtfertigungen nicht mehr weiter kommen. Sie wird gebraucht für leere Versprechungen und als letzte Verteidigungsbastion im verlorenen Kampf.
Die Auftritte der Madame Nie
Ich habe nie deine Mutter beleidigt.
Ich werde nie mehr zu viel trinken.
Ich lüge nie.
Du hilfst mir nie.
Ich wußte schon immer, dass du nie …
Madame Nie ist die Herrin der leeren Versprechungen.
Was hilft?
Wieviele Male benutzt du täglich, auch bei ganz harmlosen Gesprächen, die Dienste des Herrn Immer und der Madame Nie? Vielleicht hast du Lust zu entdecken, wie oft du ihn oder sie in deine Gespräche einbaust?
Seit wir die Beiden entdeckt haben, schaffen wir es, sie zumindest in den Streitgesprächen auszuquartieren.
Entlastet sofort den Streit, macht den Streit konkreter. Gute Argumente zu finden ist dann etwas mühsamer, aber es hilft beim Thema zu bleiben.