
Dies ist ein Gastbeitrag unseres Vierbeiners, welcher uns auf einer Reise nach Rom begleitete. Ab und zu stupst er einen von uns an, und so viel haben wir von der Hundesprache schon kapiert, will er sich dann zu einem wichtigen Ereignis äußern. Arturo ist ein schwarzer Kleinpudel, zwei Jahre alt und von Beruf Therapiehund (für seine Zwei).
Che Bello!
Ich heiße nicht Bello, obwohl mich alle so riefen: wir sind nämlich nach Italien gefahren und meine Zwei haben mich mitgenommen. Eigentlich müsste ich schreiben: Arturo bei den Römern, aber zuerst musste ich eine Woche quer durch Italien fahren, jeden Tag wo anders, fremde Gerüche, viele Leute, die immer so laut reden und ich nichts verstehe.
Bei den Franzosen ist es mir auch nicht immer leicht gefallen entspannt zu bleiben, aber die Italiener, immer in Gruppen, keiner ist allein unterwegs, wenn doch, ist es bestimmt kein Italiener, dafür aber immer gut drauf und freundlich. Auch das lange Autofahren, war alles ein bisschen viel für eine anspruchsvolle Persönlichkeit wie mich. Das mit dem Autofahren wäre gar nicht so schlimm, wenn ich nur vorne, neben dem Fahrer sitzen dürfte. Aber ich schau schon, dass ich vom Rücksitz aus möglichst viel mitbekomme.
Alle Weg führen nach Rom

Im Ganzen lief es ganz gut, denn alle Wege führten uns nach Rom. Selbst sehr holprige Straßen habe ich locker gemeistert, Sonne und Regen waren o.k., und ich war gespannt das berühmte Rom zu sehen. Das heißt eigentlich Roma, klingt doch irgendwie gemütlich.
Leider wurde es verdammt ungemütlich, denn je mehr wir uns Rom näherten, desto mehr Autos umringten uns. Ich traute meinen Augen nicht, Zentimeter trennten meine Schnauze vom Nachbarauto. Selbst durch die kleinste Lücke fuhren die Motorradfahrer noch durch, bedankten sich bei meinem großzügigen Herrn, dafür dass er sie durchwitschen ließ.
Das Ganze war natürlich ein Planungsfehler meiner Beiden: wer fährt schon an einem Freitagabend, an dem Busse und Bahnen streiken, in die Innenstadt von Roma? Wir haben Glück gehabt, kamen aber schweißgebadet an. Warum mussten wir auch mitten ins Gewühl einer Großstadt fahren, wo wir es doch so schön grün und ruhig zu Hause haben?
Ich bin immer dabei

Meine Zwei lieben halt den Unterschied. Sie wollen immer was Neues kennenlernen und sind einfach neugierig. Ich war eigentlich nur neugierig, wo ich mein Nachtlager aufschlagen konnte. Zum Glück haben wir es geschafft gegen alle Regeln in einem Hotel unterzukommen. Für mich hieß das: keine Hundegerüche im ganzen Haus. Außerdem musste ich mucksmäuschenstill sein, auch in der Nacht, wenn ich doch, wie gewohnt, meine Zwei bewachen muss. Nach zwei Tagen ohne Mafia Überfälle blieb ich dann ganz cool.
Das gesamte Hotelpersonal hatte wohl noch nie einen Hund gesehen, zumindest keinen so schönen und klugen wie mich. Ich wurde auf Schritt und Tritt von allen mit meinem Namen begrüßt und geherzt, was ich mir gerne gefallen ließ. Auch die kleinen Schülerinnen im Nachbarhaus, alle mit den gleichen Schürzchen bekleidet, haben nicht nur für mich gesungen, sondern immer auch nach meinem Hotelfenster gelugt, eine katholische Schule halt, sagten meine Zwei.
Testaccio, Rom für Römer

Der Weg zur römischen Freundin war zwar kurz, aber gespickt mit vielen aufregenden Begegnungen und sehr interessanten Hunden. Ich wurde voll entschädigt, soviel verschiedene leckere Hundedüfte habe ich noch nie erlebt (ein Geheimtipp). Der eingezäunte Hundespielplatz hat mir dagegen nicht so gefallen, die Kollegen waren nicht so gut erzogen, wahrscheinlich stresst sie der Krach, die vielen Autos und die vielen Leute.
Das Haus der Freundin wird von einem Pförtner bewacht. Er schaute mich missbilligend an, wahrscheinlich wusste er schon, dass ich die großen Blumenkübel in den beiden Höfen nicht unangepinkelt lassen konnte, wie so viele Kollegen schon vor mir.

Alles ist anders hier, wir fuhren in einem altertümlichen Käfig nach oben, an riesigen Eingangstüren vorbei, immerhin hat mich ein Kollege im Fahrstuhl gehört und kräftig gebellt, man grüßt sich eben.
Nach soviel Befremdlichem tat die Begrüßung gut, ich konnte mir sofort ein altes Spielzeug schnappen, ein Hase mit langen Ohren, an denen man ihn herrlich durch die Wohnung schleudern konnte. Meine Zwei waren auch happy, viel erzählen und ein gutes Essen mit Freunden lieben sie besonders. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass wir diese lange Reise nur unternehmen mussten, weil die so gerne hier essen. Zugegeben, mein auf dem Markt gekauftes Hundefutter war auch besser als zu Hause, also reisen hat doch was.

Das Essen wurde immer von einem Besuch in der Bar abgerundet, als ob es zu Hause keine Möglichkeit gäbe, Kaffee zu kochen. Bestimmt weil es die Italiener zu Hause nicht aushalten. Die wollen immer raus, zu den anderen, gehen gerne in Gruppen spazieren und quatschen mit allen.
Roma Eterna
Zum Glück sind wir drei gut zu Fuß und machten uns dann jeden Tag auf die Socken/Pfoten um all das Fremde aus der Nähe zu besehen. Es waren immer viele Menschen, die das auch alles sehen wollten, aber ein paar Momente im Grünen, ein ruhiges Plätzchen fand sich immer für uns (z.B. der Parco Del Colle Oppio mit schöner Aussicht auf das neu renovierte Kolosseum).

Meine Zwei kennen Roma ganz gut, aber sie wollten alles was sie lieben wieder sehen. Leider durfte ich nicht überall rein, besonders den Moses hätte ich gerne gesehen, wo der doch die Wasser teilen konnte. Aber das Warten draußen war auch nicht schlecht, alle Italiener begrüßten mich standesgemäß mit „che bello“, obwohl sie doch selbst viele Hunde haben.

Ich glaube die Italiener haben es generell mit der Schönheit. Kein Wunder, in Roma ist alles schön, die Gebäude, das Wetter, die meisten Menschen und das Essen sowieso. Für mich war stets unser Heimweg am schönsten. Wir entkamen dem Trubel, indem wir immer am Tiber entlang wanderten, auf einem Jogger Pfad, zum Glück fast ohne Jogger, die mögen keine Hunde. Ich glaube die Römer haben es nicht so mit der Fitness, die wollen das Leben genießen und nehmen es wie es kommt, genau wie ich.

Ciao Roma
Dass sie mich in Roma dabehalten wollten war mir klar, denn alle fanden mich wunderbar. Jetzt versteh ich auch, warum mich manche zu Hause „Locken Toni“ nennen, es fließt bestimmt italienisches Blut in meinen Adern. Ich komme auch mit allen Kollegen prima zurecht; im großen Rudel zu toben ist das größte Glück für mich. Generell gilt: es wird jeder begrüßt und keiner wird geschnitten.
Das Leben in Roma hat mir super gefallen, denn die Italiener haben nie gemeckert, trotz der vielen Hunde und Leute. Sie waren immer freundlich und hatten viel Spaß miteinander.
Obwohl es mir in Roma so gut ging, bin ich dann doch mit nach Hause gefahren. Als Therapiehund hat man halt so seine Verpflichtungen.