Das hört sich ein bisschen schräg an. Denkt man doch unverzüglich zuerst an das Gegenteil: die Annahme, wenn Gleichheit in der Ehe herrscht, wäre das weitaus besser und erfolgreicher. In diesem Artikel soll die Ungleichheit in der Ehe in einem anderen Bedeutungskontext gestellt werden. Ungleichheit als Garant dafür, dass wir zum Glück noch keine Klone sind, sondern Originale: einmalig, unverwechselbar, verschieden und ungleich.
Ungleichheit ist kein Begriff der heute Hochkonjunktur hat. Der neue alte Star ist die Gleichheit. Jetzt sogar amtlich: die Ehe für alle. Sie stellt damit jeden und alle gleich. Umso weniger sexy ist es auf Unterschiede, auf Ungleiches zu schauen.
Was ist Ungleichheit?
Ungleichheit wird definiert als „ein Zustand, in dem es Unterschiede zwischen verschiedenen Dingen oder Personen/Personengruppen gibt“ (Wiktionary).
Auf die Ehe angewandt: Die Ehe ist eine Lebensform in der die Unterschiede zwischen zwei Menschen (besonders bei Mann und Frau) offensichtlich werden: Nicht gleich, nicht ähnlich und nicht identisch.
Der Ruf nach Egalité war eine Antwort auf bestehende Ungleichheit. Ungleichheit ist eine Konstante in allen Gesellschaften und Regierungsformen der Geschichte. Aber Ungleichheit ist nicht nur schlecht. Vor allem die Aufgabenverteilung hat sich in den entwickelten Gesellschaft bewährt. Nicht jeder kann Papst werden und frische Brötchen am frühen Morgen werden von Allen geschätzt.
Die Forderung nach Gleichheit und damit verbundene Hoffnung, Ungleichheit zu bekämpfen und zu überwinden, ist eine verlockende Idee. Tja, da hat die französische Revolution – von der russischen ganz zu schweigen – ziemlich viel gefordert, viel versprochen und viel angerichtet.
Das englische Königspaar ist ein herrliches Beispiel für Ungleichheit in der Ehe
Die englische Königin Elizabeth II. und ihr Ehemann Prinz Philip feiern im November 2017 ihren 70. Hochzeitstag.
Was ist ihr Geheimnis? Ist es Schicksal, Verdienst, Disziplin, Glück (oder Pech, je nachdem) oder ist es nicht erklärbar.
Wie stellen Paare es an, über viele Jahre und Jahrzehnte zusammen zu bleiben (die längste Ehedauer liegt bei 90 Jahren). Trotz all der Krisen, Versuchungen und Schicksalsschläge.
Ein Königspaar hat schon ein paar gute Karten in der Hand. Einerseits verkörpern sie ein Leben was es sonst nur in Märchen gibt“… und sie lebten gemeinsam glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende“ und andererseits ist es ihre staatstragende Pflicht: sie müssen weitermachen, ob sie wollen oder nicht.
Aber das gelingt nicht allen. Der dänische Prinzgemahl tat sich mit seinen Schicksal etwas schwerer, bis heute.
1952 mußte Elisabeth mit 26 Jahren in die Fußstapfen ihres Vaters treten, völlig überraschend. Die Krone besiegelte die Ungleichheit. Sie regierte das britische Empire und er verzichtete auf seine Karriere, auf sein eigenes Leben. Er durfte auch seinen Familiennamen nicht vererben, was ihn ziemlich wurmte: „Ich bin nur eine verdammte Amöbe“.
In seiner Rolle muss er sich immer ein paar Schritte hinter Madam aufhalten, so der Biograf Gyles Brandreth. Natürlich nur bei den offiziellen und öffentlichen Anlässen. Und sonst? Da könnte es ganz anders sein. Wir nehmen das schwer an.
Oder einfach nachlesen in der Biografie „Philip und Elizabeth: Porträt einer Ehe“ von Gyles Brandreth.
Managen von Ungleichheit in der Ehe
Sie wollte ihn.
Schon mit 13 Jahren verliebte sie sich in Philip. Es war Liebe auf den ersten Blick, sagt die Queen. Und sie bekam ihn, obwohl er nicht die erste Wahl ihrer Eltern war.
Trotzdem gaben sich die damalige Prinzessin Elizabeth und Leutnant Philip Mountbatten von der Royal Navy 1947 in der Westminster Abbey in London das Jawort. Trotz Kriegsfolgen war es eine Märchenhochzeit mit 2000 Gästen. Elizabeths Kleid war mit 10.000 Perlen bestickt.
Ihre Liebe bezeugt das Paar bis heute in vornehmer Art auch öffentlich. Die Queen betont, dass Philip ihr stets großen Halt und Stärke gibt: “ Ich bin ihm mehr schuldig, als er jemals zugeben würde.“
Dafür revanchiert er sich mit britischem Humor, wenn er sie zärtlich „cabbage“ (Kohlkopf) oder „sausage“ (Würstchen) nennt.
Was also könnte ihr Geheimnis sein?
Vielleicht ist die Geschichte mit der Ungleichheit in der Ehe viel einfacher:
Wenn sie ihren Märchenprinz erwählt, und er sie zu seiner Königin macht, und beide in diesen Rollen leben können…dann hält das Märchen ein Leben lang.
Was wäre die Welt ohne Märchen.