So schön das Leben zu zweit auch sein kann, aber in einer Paarbeziehung zu leben ist nicht nur bereichernd, sondern auch anstrengend und nervend.
Im alltäglichen Trott des Miteinanders geraten wir häufig zwischen die Mahlsteine von Wunsch und Wirklichkeit und verlieren leicht die Lust weiterzumachen. Dabei ist die Paarbeziehung das Lebensziel von den meisten Menschen.
Das haben die zwei Wächter vor unserem Hauseingang auch längst erkannt: zwei große Rosenstöcke. Hier ihr Gastbeitrag in der Übersetzung der Autoren.
Wie zwei Rosen ihre Paarbeziehung zu schätzen lernten
Jetzt wollen wir auch mal was erzählen. Wir sind zwei Rosen die einen Hauseingang schmücken. So einen Eingang wo immer mal zwei Menschen gemeinsam rein gehen. Wir meinen nicht unsere Bewohner, sondern die, die zu einem Gespräch in die Praxis für Paarberatung kommen. Da können wir auch was beitragen und als Berater locker mithalten. Und wenn sogar der Hund hier schon mal was schreiben durfte, ist es jetzt an der Zeit, daß wir mal dran kommen. Denn wir wollen Euch die Erfahrungen und Geheimnisse von uns Rosen nicht vorenthalten.
Tipp #1: Mutig sein – der Sehnsucht folgen
Alles fängt mit mir, der ersten Rose an. Ich habe wunderschöne dunkelroten Blüten, bekanntlich die Farbe der Liebe. Es lebt sich gar nicht schlecht als Single; ich kann gut für mich allein sorgen, das ganze Wasser, die volle Sonne und vor allem die Bewunderung, ob meiner eigenen Größe und Schönheit, brauche ich mit niemanden zu teilen. Ich wachse so vor mich hin, bin stolz auf mich selbst und genieße das Leben. Wenn es nicht auf Dauer doch ein bisschen langweilig, und ich gestehe, auch ziemlich einsam wäre.
Irgendwie haben unsere Zwei es gerafft, dass ich mich nach einer Partnerin sehne. Die haben ja auch mal klein angefangen und sich dann irgendwie gefunden. Sie haben verstanden eine zweite Pflanze muss her, und die haben sie auf die andere Seite des Eingangs gepflanzt. Insgeheim habe ich es mir schon lange gewünscht.
Tipp #2: Es kommt, wie es kommt – mit dem Leben gehen
Mit Rücksicht auf mich haben sie sich gegen andere Pflanzen wie Glyzinie, Wilden Wein und Efeu entschieden, mit deren Dominanzgehabe und Egoismus sie schon leidvolle Erfahrungen gemacht haben. Verständig wie sie sind, haben sie neben mir eine zweite Rose gepflanzt und machten uns miteinander bekannt. Ganz schön ungewohnt so jemand neben sich zu haben.
Das mit dem Paar ist deren Tick. Wir hätten uns auch jeweils allein durchschlagen können. Aber die Begeisterung, dass jemand interessantes, aufregendes und ergänzendes auftaucht, war schon toll. Erwartungsvoll habe ich die Neue beäugt und nach der ersten Freude bemerkt, das das mit dem Zusammenleben als Paar, nicht so einfach ist, wie unsere Zwei das erwartet haben. Nun, unsere Paarbeziehung ließ sich zuerst langsam an. Mal abwarten habe ich mir gesagt, aber eins ist klar: als Erste habe ich das Sagen und die älteren Rechte. Ich bin in jedem Fall größer und stärker.
Tipp #3: Unterschiede wahrnehmen und akzeptieren – der Königsweg
Jetzt ist es aber höchste Zeit, dass ich einmal zu Wort komme, ich habe doch die gleichen Rechte wie du. Außerdem war es meine Idee, auch mal was über die Paarbeziehung zu schreiben. Ich muss gestehen, dass ich dich am Anfang ganz toll fand. Du bist eine große und starke Rose, und ein bisschen warst du mein Vorbild. Aber dann, als ich bemerkte, wie herablassend du sein kannst, da habe ich beschlossen: dem zeig ich’s! Ich bin ganz schnell gewachsen, hab mein eigenes Ding gemacht und siehe da: heute überrage ich dich um einiges. Je mehr wir wachsen desto klarer wird, wie verschieden wir sind. Man sollte denken, zwei rote Rosen ist eine eindeutige Geschichte. Denkste. Unsere Zwei geben sich natürlich redlich Mühe uns gleich zu behandeln. Aber all ihre Pflege und Sorge kann die Unterschiede nicht ausgleichen. Realität schlägt Wunschdenken.
Wir sind ja nicht nur in der Größe verschieden. Kaum dass es warm wird, hast du in Windeseile die Blätter draußen. Du schafft es auch zuerst deine Blüten zu zeigen, worauf du auch besonders stolz bist, als Rose ist man ja gern stolz. Ich dagegen lasse mir im Frühjahr Zeit. Aber im Sommer wachse ich in null Komma nichts bis in den Himmel und überrage dich haushoch. Mit den Blüten geize ich. Ich zeige sie erst spärlich und spät, dafür werden aber meine dann besonders bewundert ob ihrer Fülle und vor allem wegen ihrem Duft. Darum beneidest du mich ja auch.
Tipp #4: Sich aushalten – kann man nur in einer Paarbeziehung lernen
Jetzt muss ich doch einiges zurechtrücken meine Liebe. Du bist ja die Jüngere, vielleicht auch die Schönere von uns beiden, aber du bezahlst einen hohen Preis für deinen Erfolg. Jedes Ungetier will nur zu dir: alle Blattläuse haben sich verabredet deinen Saft zu zapfen, und der hässliche Mehltau wartet nur auf deine ersten Blätter. Du forderst unsere Zwei ganz schön heraus. Als Partner macht man sich so seine Gedanken, wie lange das wohl gut geht.
Vielleicht sind wir doch zu unterschiedlich als Paar, passen auf Dauer nicht wirklich zusammen. Nur am Anfang schien alles so einfach und gut. Auch unsere Zwei haben irgendwann eingesehen: Eine Buschrose wird keine Kletterrose, egal wieviel man düngt oder schneidet.
Tipp #5: Sich anstrengen – muss leider sein
Wir beide versuchen das einigermaßen in den Griff zu bekommen, wir geben uns große Mühe genügend Abstand zu halten und ertragen unsere Unterschiedlichkeit meistens ganz gut. So sehe ich das. Jeder hat seine Fans, und als Paar sind wir unschlagbar, alle finden uns toll. Unsere Bewunderer finden unsere Unterschiede interessant. Es ist übrigens sehr unfair von dir, dass du dauernd versuchst, mich als das Problem von uns beiden darzustellen. Du könntest zugeben, dass du ganz schön neidisch auf mich bist und es dir stinkt, dass du in vielem nicht mit mir mithalten kannst. Jetzt kommst du bestimmt mit der alten Kamelle, dass ich nicht gut genug auf mich aufpassen kann.
Tipp #6: Sich helfen lassen – auch wenn es schwer fällt
Ganz genau so sehe ich das. In eine richtige Krise sind wir erst geschlittert, als du mit unseren Nachbarn, den Stockrosen, heftig geflirtet hast und sie sehr nah an dich herangelassen hast. Das hat mich verdammt eifersüchtig gemacht. Erst als die Stockrosen dir so richtig auf den Pelz rückten und dir das Wasser abgruben, da hast du eingesehen, dass du zu weit gegangen bist. Gegen meine Stärke kommen die nicht an. Aber du, die zarte Schöne, hast es nicht geschafft dich richtig zur Wehr zu setzen. Du hättest doch beinahe schlapp gemacht und alles aufs Spiel gesetzt. Da hat uns dann zum Glück das professionelle Auge unserer Zwei gerettet. Eine Lösung musste her. Sie haben für den nötigen Abstand zu den Eindringlingen in unsere Paarbeziehung gesorgt und uns geholfen zusammen zu bleiben. Ehre wem Ehre gebührt, wir lassen auf unsere Zwei nichts kommen.
Tipp #7: Sich verbinden – wo und wann immer es geht
Das Geheimnis unserer Paarbeziehung liegt darin, dass wir verstanden haben, wie sehr wir miteinander verbunden sind. Diese Erfahrung schützt uns am besten gegen die Stürme des Lebens.
In Wirklichkeit ist es doch so: auf die unsichtbaren unterirdischen Verbindungen unserer Wurzelwerke ist Verlass.
Wir halten zusammen wie die Bäume im Wald, bei denen hat sich das ja auch rumgesprochen.
Auf einen Blick – Die 7 rote Rosen-Tipps für eine Paarbeziehung
- #1 Mutig sein – der Sehnsucht folgen
- #2 Es kommt, wie es kommt – mit dem Leben gehen
- #3 Unterschiede wahrnehmen und akzeptieren – der Königsweg
- #4 Sich aushalten – kann man nur in einer Paarbeziehung lernen
- #5 Sich anstrengen – muss leider sein
- #6 Sich helfen lassen – auch wenn es schwer fällt
- #7 Sich verbinden – wo und wann immer es geht