
So ein Unsinn, dunkle Tage braucht niemand wirklich. Und wenn sie sich mal einstellen ist es am besten, wenn sie sich schnell wieder verkrümeln. Auf die dunklen Tage können wir getrost verzichten. Oder??
Wir stimmen in unserem Blog-Artikel einen Lobgesang auf die dunklen Tage an, weil wir der Meinung sind, dass wir sie brauchen. Wie bitte?
Richtig gelesen. Aber der Reihe nach. Was sind denn eigentlich die dunklen Tage? Passend zum Jahreswechsel zeigen sie sich gerne in der grauen Dezember- und Januarzeit. Wenn die Sonne am tiefsten steht, sich rar macht und uns kein Licht schenkt, dann stellt sich rasch ein Gefühl ein, dass die Welt untergehen könnte. Wenn noch dazu das Wetter kalt, feucht und stürmisch ist, na dann gute Nacht, dann ist Tristesse angesagt.
Und im übertragenen Sinne sind die dunklen Tage leider auch zu anderen Jahreszeiten möglich. Wer kennt sie nicht die dunklen Tage, und wer fürchtet sich nicht davor? Wir auch.
Hello darkness my old friend …

Dunkle Tage fühlen sich nicht gut an. Sie haben die Macht uns zu lähmen, uns in eine miese Stimmung zu versetzen, uns gereizt und lustlos zu machen. Wir fühlen uns passiv, gelangweilt, irgendwie als Opfer einer höheren Macht und ziemlich hilflos. Vor diesen Gefühlen fürchten wir uns.
Ein probates Gegenmittel um die Furcht ein wenig zu lindern, ist gar nicht so einfach zu finden. Wir haben verschiedenes ausprobiert, aber was am besten (zumindest bei uns) funktioniert, ist, sich bewußt zu machen, dass diese Furcht existiert. Dann setzen wir uns zusammen und sprechen über uns und unsere Ängste. Und erfahren die Welt des Anderen.
Als kleines Ergebnis dieser Gespräche haben sich fünf Sichtweisen herausgestellt, die wir im Umgang mit den dunklen Tagen gelernt haben, gemäß dem Songtitel von Simon and Garfunkel: „Hello darkness my old friend…“ .
Die dunklen Tage sind unsere Freunde, gerade weil sie uns das Fürchten lehren

Wir brauchen die dunklen Tage, weil …
1 … weil wir den Rückzug brauchen zur Regeneration, wie die Bäume und die meisten Pflanzen und Tiere, jeder Akku ist mal leer.
2 … weil wir den Unterschied brauchen zwischen hell und dunkel, Licht und Schatten als Kontrast, um überhaupt sehen zu können. Manchmal blendet uns die Sonne und wir können nichts erkennen.
3 … weil sie uns die Vergänglichkeit spüren lassen und damit die Kostbarkeit der Zeit.
4 … weil sie uns wie in einem Spiegel das Dunkle in uns selber zeigen. Die Erfahrung brauchen wir um uns selbst und andere besser wahrzunehmen und zu verstehen.
5 … weil das Dunkle für die Negation steht; die Negation gewährt Abgrenzung und Struktur. Dann verliere ich mich nicht und verlaufe nicht wie ein süßer Brei, sondern spüre wer ich bin und was ich will und kann.
Das Andere
Die Moderne erlaubt uns, dass wir die Farbe Schwarz nicht mehr als Symbol der Trauer tragen, sondern sie ganz selbstverständlich als Basis, als Hintergrund und Rahmen unserer Persönlichkeit nutzen. Das Dunkle als kreative Kraft für die Reflexion?
Warum eigentlich nicht!
Die dunklen Tage und das Leben als Reflexion
Die lauten, fröhlichen Tage kommen von ganz allein, der Frühling steht schon in den Startlöchern. Während wir noch im Dunklen sitzen, verzagt sind und uns fürchten, kommt das Leben von ganz allein und reißt uns mit in seinen Strom, in dem wir aber das Gefühl für die Bedeutung des Anderen, der Vergänglichkeit und der Einmaligkeit unserer Existenz auch wieder schnell verlieren können.
Deshalb sind die dunklen Tage da: das Wesentliche nicht zu vergessen.