In Zeiten von Corona erleben wir eine neue Qualität von Nähe und Distanz. Und das Kinderlied „Backe, backe Kuchen“ erinnert uns, wie man in Zeiten von Corona einen Beziehungskuchen backen kann.
Die Balance von Nähe und Distanz
Wer hätte vor einem Jahr im April 2020 vorhersehen können, was unser aller Alltag ist: Abstand, Maske, Ausgangsperren, begrenzte Sozialkontakte.
Wer hätte gedacht, dass diese Zeit uns so herausfordern würde.
Wir alle leiden unter dem Virus. Auch Paare. Auch wir.
Doch lenken wir immer wieder den Blick auf das Wichtigste für unser Menschsein: mit anderen Menschen gut verbunden zu sein.
Oder konkreter, mit einem ganz bestimmten Menschen, nämlich meinen Partner, meine Partnerin. Und da geht es immer ums Eingemachte.
Da alle Probleme zwischenmenschliche Beziehungsprobleme sind, muß besonders in der Paarbeziehung die fragile Balance zwischen Nähe und Distanz jeden Tag neu ausgehandelt werden.
Und das ist manchmal richtige Schwerstarbeit.
Weil sich in diesem letzten Jahr einiges geändert hat und wir im Alltag an unsere Grenzen stoßen. Die Folgen sind bekannt: Streit, Ungeduld, Rechthaberei, Gewalt, Unterdrückung, Abwertung, Alleingelassen werden, Überforderung …
Warum wir Nähe und Distanz brauchen
Ja, diese Verhaltensweisen gab es schon vor Corona, aber halt nicht so gehäuft. Die verordnete Distanz (AHA Regeln) hat zwei gegensätzliche Auswirkungen mit sich gebracht.
Zum einen schafft diese neue Distanz zu anderen Menschen ein neues Feindbild: Ich muß mich vor meinem Mitmenschen schützen, denn er könnte mich oder ich könnte ihn anstecken, deshalb bleibe ich ihm lieber fern. Und Distanz schafft ein Gefühl des Fremdseins, ein nicht Dazugehören; sie errichtet Grenzen. Dieser Abstand, der mich vom anderen trennt, erlaubt mir aber auch, manches klarer zu sehen.
Zum anderen erleben wir eine neue Form von Nähe. Eine Nähe die wir so noch nicht kannten. Da unsere Beziehungen auf „Haushalt“, mit Home-Schooling und Home-Office beschränkt wurden, spüren wir eine Nähe, die wir so nicht gewohnt sind. Den Umgang mit Nähe haben viele nicht gelernt oder verlernt. Denn Nähe erzeugt Tiefe. Sie fördert manche Gefühle und Gedanken an das Tageslicht, die in „normalen“ Zeiten wohl eher verborgenen geblieben wären.
Und das macht Angst und schafft Unruhe.
Corona kann aber auch die richtige Zeit für etwas Neues sein. Nämlich für Veränderungen, die schon lange darauf warten, gesehen und umgesetzt zu werden.
Einen neuen Kuchen backen
Na ja, so was wie einen Beziehungskuchen gibt es eigentlich nicht. Durch das Kinderlied von „Backe, backe Kuchen“ ist uns die Idee gekommen, dass erst durch den Backvorgang (chemisch-physikalisch) etwas anderes und Neues entsteht, was man anhand der Backzutaten vorher nie vermutet hätte. Das erinnert an Alchemie. Vielleicht ist es ja genauso mit der Beziehung, die erst dann entsteht, wenn man sie „bäckt“.
Also, was braucht man für einen Kuchen? Man braucht, wie das Kinderlied beschreibt, sieben Sachen:
Backe, backe Kuchen,
Der Bäcker hat gerufen.
Wer will guten Kuchen backen,
Der muss haben sieben Sachen,
Eier und Schmalz,
Zucker und Salz,
Milch und Mehl,
Safran macht den Kuchen gehl!
Schieb, schieb in’n Ofen ’nein.
Der Ofen wird es dann richten, denn ohne ihn geht es nicht. Die Hitze bringt die Zutaten zum Schmelzen, zum Verbinden und zum Reagieren. Wow, und in den meisten Fällen kann sich das Resultat sehen lassen und meistens kann man es auch genießen.
Der Beziehungskuchen geht ganz ähnlich. Wenn wir eine gute Beziehung backen wollen, brauchen wir halt auch verschiedene Zutaten.
Die sieben Sachen für einen Beziehungskuchen wie:
Attraktivität, Interesse, Geruch, Humor, Lust, Neugier, Offenheit.
Das vermanschelt sich mit der Zeit und kommt dann irgendwann in den Ofen.
Welcher Ofen, bitte schön?
Einer der heiß genug wird, um die richtige Hitze zu erzeugen. Beim Beziehungskuchen ist das die Nähe. Ein Ofen, dem wir uns bewußt oder unbewußt aussetzen. Den wir fürchten und nach dem wir uns sehnen. So kommt das Ganze in Gang. Nicht zu viel und nicht zu wenig, da hilft ein bißchen rumexperimentieren.
Während der Corona Pandemie haben wir zum Glück viel Zeit das auszuprobieren.
Backrezept für Rhabarber Kuchen vom Blech
200 g Butter
180 g Puderzucker
250 g Mehl
1/2 Pck. Backpulver
4 Eier
500 g gezuckerte Rhabarber Stückchen
1 TL geriebene Zitronenschale
2 EL Puderzucker zum Bestreuen
Backtemperatur 180 Grad, 15 bis 20 Minuten
Butter und Zucker schaumig rühren. Dann nach und nach die Eier dazu geben. Salz sowie Zitronenschale und anschließend das mit Backpulver vermischte Mehl unterheben. Ein Blech mit Backpapier auslegen und den Teig darauf verteilen, anschließend den Rhabarber. Den Kuchen bei 180 Grad für etwa 20 Minuten backen.
Man kann immer was ändern
Was soll es werden und wovon träumen die Paare?
Wir haben in der Pandemie viele Anfragen erhalten, wie ein passender Kuchen gelingen könnte.
Viele träumen von einem leckeren Beziehungskuchen, wissen aber oft nicht was es braucht, damit er gelingt und beiden schmeckt. Auch gibt es sehr unterschiedliche Arten von Nähe und Distanz: vom trockenen Sandkuchen bis zur üppigen Sahnetorte. Wir haben verschiedene Bäcker in diesem Jahr beraten, wie sie ihren Kuchen bekömmlicher und schmackhafter hinbekommen.
Weil es Kuchen zur Zeit nur in der heimischen Backstube gibt, ist eine Online-Bestellung von vorgefertigten Kuchen nicht wirklich eine Alternative.
Dass beim Backen mal was schief läuft, sollte uns nicht entmutigen.